Zukunft von Interreg: Die Bürgerinnen und Bürger am Oberrhein sprechen sich für einen stärker integrierten grenzüberschreitenden Lebensraum aus

17. April 2025

Zukunft von Interreg: Die Bürgerinnen und Bürger am Oberrhein sprechen sich für einen stärker integrierten grenzüberschreitenden Lebensraum aus

Für die Vorbereitung der Förderperiode 2028-2034 hat das Interreg-Programm von Juni bis Juli 2024 eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger am Oberrhein durchgeführt. An dieser Konsultation haben sich 347 Personen beteiligt und dabei Auskunft über ihre Bedürfnisse und Erfahrungen in ihrem grenzüberschreitenden Lebensraum gegeben – vor allem im Hinblick auf die Aspekte Mobilität, Zweisprachigkeit und Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen. Insgesamt wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sehr positiv wahrgenommen, auch wenn es am Oberrhein in diesem Bereich noch zahlreiche Herausforderungen gibt.

 

Das Leben im Grenzraum als Chance

90 % der Befragten erachten den Alltag im Grenzraum als eine Chance. Demgegenüber nehmen ihn sehr wenige Befragte (nur 2 %) als ein Hindernis wahr. Folglich ist eine insgesamt positive Einschätzung der Grenznähe zu verzeichnen, und zwar in jedem der drei Länder, aus denen die Antworten stammen: in Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

Die drei großen Herausforderungen, die das Leben im Grenzraum mit sich bringt: Verwaltung, Sprache und Mobilität

Den Ergebnissen der Konsultation ist zu entnehmen, dass 59 % der Befragten (204 Personen) den hohen Verwaltungsaufwand und die schwerfälligen Verfahren zur Klärung rechtlicher Fragen als erhebliche Hemmnisse in ihrem Alltag benennen. Doch auch die Sprachbarriere scheint bei den Herausforderungen eine bedeutende Rolle zu spielen: 54 % der Befragten führen diesen Aspekt als ein Hindernis an und betonen die Schwierigkeiten beim grenzüberschreitenden Austausch.

In geringerem Maße wird der Mangel an angemessenen Mobilitätsinfrastrukturen genannt: Hierin sehen 42 % der Befragten einen Faktor, der die reibungslose Mobilität zwischen den Nachbarländern beeinträchtigt. Darüber hinaus geht aus der Rubrik „Sonstiges“, die Raum für freie Antworten gab, jedoch auch hervor, dass noch eine zusätzliche Schwierigkeit gesehen wird: Einige Befragte weisen darauf hin, dass ein „mangelndes Interesse“ für die Sprache und Kultur des Nachbarlandes festzustellen ist. Diese Problematik macht die Notwendigkeit deutlich, die interkulturellen Austausche zu verstärken und ein besseres gegenseitiges Verständnis zwischen den Bürgerinnen und Bürgern dies- und jenseits der jeweiligen Grenze zu fördern.

 

Die Mobilität: ein Thema mit hohem Stellenwert bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit

An den Ergebnissen der Befragung konnten vier wesentliche Themenbereiche abgelesen werden, die ein Bild von den größten Anliegen der Befragten vermitteln. An erster Stelle steht die Mobilität als das am häufigsten erwähnte Thema, auf das rund 30 % der Antworten entfallen. Diese Vorrangstellung macht die Herausforderungen deutlich, die mit der grenzüberschreitenden Mobilität sowohl im Hinblick auf die Zugänglichkeit als auch die Effizienz der Infrastrukturen verbunden sind.

An zweiter Stelle liegt mit 17 % der Antworten der Themenkomplex Bildung und Ausbildung. In diesem Bereich wird deutlich, wie wichtig es ist, ein grenzüberschreitendes Bildungsangebot zu gewährleisten, das den in Grenznähe lebenden Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Lernmöglichkeiten in einem bilingualen und interkulturellen Kontext ermöglicht.

Mit 15 % der Antworten liegt die Zusammenarbeit von Verwaltungen an dritter Stelle. Bei diesem Punkt geht es um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Koordination zwischen den Behörden in den verschiedenen Ländern. Im Fokus stehen hier insbesondere die Verwaltungsverfahren und die Vereinfachung der Formalitäten sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Unternehmen.

Schließlich folgen mit 12 % der Antworten der Gesundheitssektor und der sozialmedizinische Bereich. Die Befragten betonen hier die Schwierigkeiten beim Zugang zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung, sei es im Hinblick auf die Anerkennung der Rechte, den Krankenversicherungsschutz oder die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen des Gesundheitswesens in den verschiedenen Ländern. Diese Ergebnisse zeigen, dass es dringend notwendig ist, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in diesen Bereichen zu verstärken, um für Verbesserungen im Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen.

Auch wenn das Interreg-Programm als ein wesentliches Instrument für den Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein betrachtet wird, bringen die Befragten doch auch den Wunsch zum Ausdruck, dass die Regelungen für die Förderung weiter optimiert werden sollten.

 Eine Befragung, die Teil eines EU-weit abgestimmten Konsultationsprozesses ist

Der detaillierte Bericht wurde im Dezember 2024 an die Europäische Kommission übermittelt. Zuvor hatte die EU-Kommission alle Interreg-Programme in Europa gebeten, im Hinblick auf die Vorbereitung des Rechtsrahmens der nächsten Förderperiode Konsultationen dieser Art durchzuführen.

 

Hier können Sie den detaillierten Bericht lesen