Am Dienstag, den 25. November 2025, hat der Begleitausschuss des Programms Interreg Oberrhein in Straßburg die Liste der sieben ausgewählten Projekte der Ausgabe 2024 der „Wissenschaftsoffensive“ veröffentlicht. Die ausgewählten Projekte, die nach nahezu einem Jahr Arbeit und mehreren aufeinanderfolgenden Auswahlphasen ermittelt wurden, erhalten insgesamt rund 3,4 Millionen Euro an EU-Kofinanzierung. Hinzu kommen weitere Beiträge der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Région Grand Est.
Die sieben geförderten Projekte im Überblick
Die sieben Projekte zeichnen sich durch vielversprechende wissenschaftliche und technische Exzellenz, ein hohes Verwertungspotenzial der vorgeschlagenen Innovationen sowie direkte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand des Großraums Oberrhein aus.
Die sieben Projektkonsortien, bestehend aus bi- oder trinationalen Forschungsteams und ihren Industriepartnern aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, der Region Grand Est sowie der Nordwestschweiz, liefern konkrete Beiträge in strategischen Bereichen wie Energiewende und Energieeffizienz durch den Einsatz von KI, den Einsatz von Quantentechnologien im Dienste der Medizin von morgen oder auch die Prävention von Klima- und Umweltrisiken:
- QUANTUM-PRECISION: MRT der neusten Generation für eine personalisierte Diagnostik und Therapie
„QUANTUM-PRECISION“ hat zum Ziel, Krebs und Alzheimer durch eine neue Generation hyperpolarisierter MRT zu erkennen, eine quantenbasierte Technologie, die die Signale von Krankheitsmarkern verstärkt. Die konkreten Ziele sind eine frühere Diagnose, ein präzises Therapiemonitoring und individuell angepasste Behandlungen für Patienten am Oberrhein.
- EMPOWER#IoT: Solarbetriebene Sensoren für Smart Cities
„EMPOWER#IoT“ entwickelt eine neue Generation solarbetriebener, energieautarker Sensoren, die selbst im Schatten oder unter Straßenlaternen funktionieren. Damit lassen sich Installations- und Wartungskosten senken, Elektronikabfälle reduzieren und Städte nachhaltiger und intelligenter gestalten.
- FLEX-E: Tools für kollaboratives Energiemanagement in Industrieparks
„FLEX-E“ hilft Industrieparks dabei, durch eine intelligentere Energienutzung Kosten und CO₂-Emissionen zu senken. Unternehmen verschwenden oft Strom durch separates Energiemanagement. FLEX-E entwickelt KI-Tools, mit denen eine sichere Zusammenarbeit ohne Weitergabe sensibler Daten möglich ist. Das Projekt soll in Industrieparks in Frankreich und Deutschland getestet werden und praktische Modelle und Leitlinien liefern.
- HEDRAF: Eine saubere-Langstrecken-Drohne zur Analyse von Rauchwolken bei Bränden
Das Projekt „HEDRAF“ entwickelt eine innovative Drohne, die Rauchwolken über fünf Stunden hinweg mit sauberem Antrieb aus Wasserstoff, Batterien und Solarenergie verfolgt und analysiert. Durch die Bereitstellung zuverlässiger Daten für Feuerwehr und Behörden hilft diese Drohne, die Bevölkerung besser zu schützen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken, die für die Bekämpfung der Luftverschmutzung am Oberrhein entscheidend ist.
- IMARA: Eine Robotik-Plattform für den Operationssaal zur Unterstützung des Pflegepersonals
Das Projekt „IMARA“ entwickelt eine Robotik-Plattform für den Operationssaal, bestehend aus einem autonomen mobilen Roboter zum Transport von Material und einem Roboterarm, der Pflegegesten durch Nachahmung erlernt. Sie entlastet das Pflegepersonal von zeitraubenden und fehleranfälligen Aufgaben, schafft mehr Zeit für die Patientenversorgung und erhöht die Sicherheit der Eingriffe.
- VitiSense: Neue Instrumente zur Früherkennung von Weinrebenkrankheiten
Am Oberrhein liegen renommierte Weinberge, deren Rebstöcke durch jahrelang unsichtbar gebliebene Holzkrankheiten betroffen sind. Es drohen erhebliche Ernteverluste. „VitiSense“ entwickelt zwei Früherkennungsgeräte: einen optischen Sensor, der Stress an den Blättern erkennt, und ein tragbares MRT-Gerät, das das Innere der Rebstöcke sichtbar macht – für gesündere, widerstandsfähigere Weinberge.
- ZUNAMI: Schnelle und zuverlässige Überwachung von Mikroplastik im Rhein
„ZUNAMI“ entwickelt ein System zur Erkennung und Quantifizierung von Mikroplastik im Rhein. Durch die Kombination von moderner Probenvorbereitung, Automatisierung mittels Mikrofluidik und elektrischer Erkennung von Partikeln durch Mikroporensensorik liefert das Gerät im Vergleich zu aktuellen Labormethoden schnellere Ergebnisse. So erhalten Wasserversorger und Behörden wirksame Instrumente zum Schutz der Flüsse und der öffentlichen Gesundheit.
Rückblick auf die Ausgabe 2024 der „Wissenschaftsoffensive“
Nach dem Erfolg der ersten vier Ausgaben wurde die „Wissenschaftsoffensive“ für die Programmperiode 2021–2027 ein zweites Mal aufgelegt.
Der fünfte Projektaufruf war vom 10. Oktober 2024 bis zum 24. Januar 2025 geöffnet. In der ersten Bewerbungsphase wurden insgesamt 30 Projektideen eingereicht. Bei seiner Sitzung am 20. Mai 2025 wählte der Begleitausschuss Interreg Oberrhein sieben Projektideen aus, die anschließend zur Teilnahme an der zweiten Phase des Aufrufs eingeladen wurden.
Die sieben Projekte, die nun am 25. November 2025 endgültig durch den Begleitausschuss genhemigt wurden, werden ab Januar 2026 starten. Sie erhalten in diesem Rahmen Unterstützung bei der Umsetzung und Sichtbarkeit durch das Koordinationsbüro der Säule Wissenschaft der Trinationalen Metropolregion Oberrhein.
Im März 2026 wird eine Auftaktveranstaltung für die Projekte stattfinden.
Die Wissenschaftsoffensive der Trinationalen Metropolregion Oberrhein
Die 2011 gemeinsam von den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Région Grand Est ins Leben gerufene „Wissenschaftsoffensive“ verfolgt das Ziel, die Vernetzung zwischen Forschungseinrichtungen und kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken und den Transfer von Technologien und Know-how zu intensivieren. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit des Oberrheins auf europäischer Ebene nachhaltig gesteigert werden. Über fünf aufeinanderfolgende Ausgaben (2011, 2016, 2018, 2023 und 2024) konnten bereits 28 grenzüberschreitende, kollaborative Forschungsprojekte realisiert werden.
Mit insgesamt 30,7 Mio. Euro, die seit der Einführung des Instruments in die Forschung am Oberrhein investiert wurden, hat die Offensive Sciences sowohl ihre Wirksamkeit als auch ihre Bedeutung für die Region eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie trägt maßgeblich dazu bei, den Oberrhein als Modellregion für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu positionieren, insbesondere im Bereich der angewandten Forschung und Innovation.