Pflegen, betreuen und begleiten am Oberrhein

18. November 2019

Pflegen, betreuen und begleiten am Oberrhein

Auch in dieser Förderperiode unterstützt unser Programm wieder zahlreiche Projekte rund um das Thema Gesundheit. Dazu zählen unter anderem Projekte wie RARENET (Untersuchung und Behandlung komplexer und seltener Erkrankungen), SERIOR (Forschung im Bereich Risikomanagement), NANOTRANSMED (Innovationen in der Nanomedizin) oder TIGER (Bekämpfung der Tigermücke). Zwei Projekte möchten wir Ihnen hier gerne näher vorstellen: TRISAN und Offre de soins PAMINA Gesundheitsversorgung.

TRISAN – ein neues Kompetenzzentrum für Gesundheit

Ein Projekt für eine bessere Vernetzung zwischen den Gesundheitsakteuren am Oberrhein

Im Vorfeld des Projekts hatten die Vertreter der Oberrheinkonferenz und der Gesundheitsbehörden der drei Länder die größten Herausforderungen der Zusammenarbeit im Bereich Gesundheit identifiziert. Sie stellten schnell fest, dass die Kenntnisse über die Gesundheitssysteme der jeweiligen Länder nicht ausreichten, um Kooperationen aufzubauen. Es gab zwar bereits einzelne Akteure, die Teil von Kooperationsprojekten waren. Insgesamt waren die Akteure im Gesundheitsbereich jedoch über die Grenzen hinweg nicht ausreichend verknüpft. Daraus entstand die Idee mit TRISAN ein trinationales Kompetenzzentrum zu gründen. Das Projekt lief im Juni 2016 an. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Wissen zu schaffen und über die drei Gesundheitssysteme am Oberrhein zu informieren. Außerdem sollte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitssektor verbessert werden. Der Träger ist das Euro-Institut Kehl, das eine langjährige Zusammenarbeit mit INTERREG Oberrhein verbindet. Zusammen mit weiteren deutschen, französischen und schweizerischen Projektpartnern setzte es die Projektidee um. Ende Juni 2019 wurde das Projekt TRISAN abgeschlossen.

Das trinationale Kompetenzzentrum

Der Abschluss des Projekts bedeutet nicht das Ende des Kompetenzzentrums. TRISAN erfüllt weiterhin eine wichtige Rolle bei der Beratung grenzüberschreitender Gesundheits-Projekte. Die Projektleiterin, Anne Dussap, berichtet, dass das Arbeitsfeld von TRISAN potenziell sehr breit gefächert ist. Die Kenntnisse über das Gesundheitssystem im Nachbarland sollen vertieft und das grenzüberschreitende Potenzial besser genutzt werden. Daher hat TRISAN bereits mehrere Studien erstellt. Untersucht wurden unter anderem die ambulante ärztliche Versorgung, der Krankenhaussektor oder die medizinische Notfallversorgung in den drei Ländern. Dennoch merkt Frau Dussap an, dass Gesundheit ein nationales Thema ist. Daher braucht es Zeit, um Kooperationen mit dem Nachbarland aufzubauen. Im Rahmen des Projekts TRISAN wurde auch eine Toolbox erstellt. Auf der Homepage befindet sich dazu eine Auflistung grenzüberschreitender Projekte, darunter auch INTERREG-geförderte Projekte. TRISAN möchte diese grenzüberschreitende Dimension sichtbarer machen. Aufgrund seiner Vorbildfunktion für andere Grenzregionen wurde das Projekt von der Europäischen Kommission ausgewählt: es wurde bei der Veranstaltung „Enhancing Healthcare Cooperation in cross-border Regions“ vorgestellt.

Die Zukunft des Projekts

Im Dezember 2019 läuft ein neues INTERREG-Projekt an: „Trinationale Gesundheitsversorgung“. Die Projektidee kommt von TRISAN. Das Projekt zielt darauf ab, den trinationalen Handlungsrahmen für die Gesundheitskooperation am Oberrhein herauszuarbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei die Umsetzung konkreter Projekte in den Bereichen Patientenmobilität, Fachkräftemangel, Gesundheitsförderung, Epidemiologie etc. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Überlegung, wie und zu welchem Zweck TRISAN verstetigt werden soll. Außerdem strebt das Projekt an, die Vernetzung der politischen Koordinationsinstanzen im Bereich Gesundheit zu stärken. Dazu wird ein Aktionsplan mit neuen Instrumenten und Strategien ausgearbeitet.

Offre de soins PAMINA Gesundheitsversorgung – ein Gemeinschaftsprojekt

Ein neues Projekt entsteht aus einer TRISAN-Studie

Das Kompetenzzentrum TRISAN führte auch eine grenzüberschreitende Analyse des Versorgungsangebots und des Kooperationspotenzials im Gesundheitswesen im PAMINA-Raum durch. Daraus entwickelte sich die Idee für das Projekt „Offre de soins PAMINA Gesundheitsversorgung“. Dieses INTERREG-Projekt startete im Januar 2019. Projektträger ist der Eurodistrikt PAMINA. Die Projektpartner setzen sich vor allem aus staatlichen Einrichtungen, Kliniken und Krankenkassen zusammen.

Die nächste Entbindungsstation befindet sich jenseits der Grenze

Das Projekt zielt unter anderem darauf ab, die Entbindungsstation in Wissembourg für Deutsche leichter zugänglich zu machen. Wenn die Station das festgelegte Minimum von 300 Geburten pro Jahr nicht erreicht, wird sie geschlossen. Gleichzeitig ist sie für 29 der 55 deutschen Gemeinden nähergelegen als die nächste Entbindungsstation in Deutschland. Aufgrund administrativer Hürden konnten Deutsche aber bislang nur in Notfällen in Frankreich entbinden. Offre de soins PAMINA Gesundheitsversorgung arbeitet an einer Neuregelung. In seiner Studie schätzte TRISAN die Anzahl der deutschen Frauen, die davon profitieren würde, auf 30 bis 50 pro Jahr. Das würde den Grenzregionen in beiden Ländern einen erheblichen Vorteil bringen.

Grenzüberschreitende Hürden der Gesundheitsversorgung abbauen

„Offre de soins PAMINA Gesundheitsversorgung“ zielt darauf ab, die Nahversorgung im Gesundheitssektor weiterzuentwickeln. Konkret bedeutet das, die administrativen, rechtlichen und finanziellen Hürden der Gesundheitsversorgung abzubauen. Dadurch können Patienten einfacher über die Grenze hinweg versorgt werden. Das setzt voraus, dass die Krankenkassen auf beiden Seiten der Grenze verstärkt zusammenarbeiten. Gerade in der teilweise sehr ländlichen Grenzregion PAMINA bedeutet das einen wichtigen Fortschritt. Oftmals befindet sich dort das nächste Krankenhaus oder der nächste Arzt im Nachbarland. In diesem Zusammenhang fördert das Projekt auch die Zusammenarbeit der Krankenhäuser in Wissembourg (F) und Bad Bergzabern (D). Das Projekt möchte die Region auch für Ärzte attraktiver gestalten. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Kohärenz der Maßnahmen und auf der Kommunikation. Für den Mehrwert des Projekts ist es essentiell, dass die Bürgerinnen und Bürger im PAMINA-Raum über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert werden.

Ausblick

Im Bereich Gesundheit hat sich in den letzten Jahren am Oberrhein schon viel bewegt. Medizinische Forschung, Innovationen und die Vernetzung wichtiger Akteure wurden gefördert. Das Potenzial ist aber lange nicht ausgeschöpft. INTERREG Oberrhein arbeitet weiter daran. Das Programm ermutigt Einrichtungen, ihr eigenes Gesundheits-Projekt umzusetzen und begleitet sie dabei.